Musikmarkt-Innovator: Urgestein Joachim Witt bietet jetzt Fan-Abos
(Bild von Volker Bruns/getnext)
Der Musikmarkt hat sich wie viele Felder der Unterhaltungsindustrie im Zuge der Digitalisierung radikal gewandelt. Statt verkaufter Tonträger (CDs/LPs) oder Downloads sind jetzt die Abrufzahlen auf Streaming-Plattformen die härteste Währung für die Charts. Für Mainstream-Musiker, die von einer breiten Öffentlichkeit getragen werden, zählt nach wie vor die Masse, ob Tonträger oder Streams. Denn das Vergütungsmodell hat sich damit auch gewandelt. Statt für die Verkäufe der eigenen Tonträger mit einem klaren Anteil vergütet zu werden, sind die Erlösströme aus der Musik-Cloud weniger transparent. Klar ist, nur wer es schafft Millionen Streams zu generieren, kann auch davon leben. Faktisch werden nur Cent-Beträge pro gespieltem Lied gezahlt anstatt früher das hundert- bis tausendfache pro verkauftem Album.
Musiker, die sich nicht zum Mainstream zählen haben aufgrund dieser neuen Vergütungsmodelle und sinkenden Tonträgerverkäufen weit weniger Einkommen oder Budget zur Planung der eigenen Projekte. Aus diesem Grund fordern namhafte Akteure der deutschen Musikindustrie, wie Helene Fischer, Rammstein, Peter Maffay, aktuell als Interessen-Initiative “Ermittlung von Streaming Erlösen” die Neuordnung der Erlösstruktur aus dem Musikstreaming. So soll ein “fair share”, eine gerechtere Verteilung, hergestellt werden, so die Initiative.
Alternativ ist das Geschick der Künstler gefragt, die eigenen Fans nicht nur zum Hören sondern auch zum Unterstützen zu mobilisieren. Anders ist eine nahezu unabhängiges Fortbestehen eines mittelgroßen Künstlers gegenwärtig kaum möglich.
Joachim Witt kennt beide Lager. Der einstige 80er Jahre NDW-Superstar (Der goldene Reiter), dann in den 90ern als Neue Deutsche Härte Star (NDH) mit „Die Flut“, ist jahrzehntelang mit dem Umsatz der Branche gewachsen. Platin oder Gold - etliche Tonträger aus Edelmetall hat er sich mit einer treuen Fanbase und musikalisch herausragenden Alben verdient. Nichts ist so stetig wie der Wandel. So, wie sich Joachim Witt selbst als Künstler über die Jahre gewandelt hat, so hat er es auch geschafft, neue und eigene Vertriebswege zu erschließen.
Dabei zeigt sich der Anfang-Siebziger anpassungsfähig und zeitgemäß, wie bisher nur wenige andere deutsche Künstler. Witt und seine Fans kennen und schätzen den Wert der Unabhängigkeit. Seine innovativen und gewagte Alben sind bereits seit den letzten drei Ausgaben unabhängig mit der Unterstützung seiner Fans über sogenanntes Crowdfunding finanziert. Dabei erhalten die Fans besondere Artikel für die monetäre Unterstützung eines Albums oder Projekts bereits vor deren Erstellung für einen Aufpreis. Dieser durch die Fans gezahlte Aufpreis ist wie eine Investition in das noch werdende Werk - die spätere Rendite sind exklusive Objekte, früherer Zugriff oder Nennung im Booklet.
Nach dem kürzlich erfolgreich finanzierten Album-Projekt “Rübezahls Rückkehr” (VÖ KW 14 2020) erweitert Witt die Partizipation seiner Fans um ein zukunftsweisendes Element: Fan-Abonnements.
Das Modell den eigenen Fans Abos zu bieten wird seit gut fünf Jahren durch die US-Plattform Patreon vorangetrieben. Dort (und teilweise auch bereits in Deutschland) ist es insbesondere bei Youtubern üblich, einen Fan als sogenannten “Patron” um Unterstützung für das eigene Produkt zu bitten. Die besagte Plattform Patreon ist binnen von sechs Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen Nordamerikas geworden und vermittelt dabei jährlich rund 500 Millionen Dollar zwischen Fans und Künstlern. Allerdings hat Patreon seinen Sitz in den USA, adressiert hauptsächlich den dortigen Markt und kommt nicht ohne weitere Plattformen, wie Youtube, aus. Die damit verbundenen Probleme sind auch hier spätestens seit der DSGVO (Europäischen Datenschutz Regulierung) und weitreichenden Werbenetzwerken bekannt - jeder Nutzer wird zwangsläufig zu einem Subjekt der werbetreibenden Industrie, persönliche Nutzerdaten werden dauerhaft zwischen Kontinenten und Konzernen immer weiter veredelt. Patreon, das sich selbst nur auf Abonnements beschränkt, schafft Unabhängigkeit, aber nur auf dem Papier, nur monetär.
Für ein Gründer-Duo aus Deutschland, mit dem Hintergrund Internetökonomie und Musik-Industrie, war der Patreon-Ansatz inspirierend, da er direkt zwischen Fans und Künstlern vermittelt und ein zukunftsweisendes Modell aufzeigt: die Fan-Plattform. Jeder Fan kann sich bei seinem Lieblingskünstler registrieren und Inhalte bei ihm beziehen. Allerdings geht der Anspruch der beiden Gründer Marlon Werkhausen und Jochen Schuster weiter, damit eine solche Plattform Künstlern wirklich nachhaltig dienen kann: Jeder Verkauf von Inhalten, auch einmalig, muss abbildbar sein; Alle Rechte an dem Profil und deren Inhalte verbleiben beim Künstler; Alle Fan-Beziehungen sind ihr ausschließliches Eigentum; sämtliche hochgeladenen Inhalte liegen auf eigenen Servern in Deutschland - sicher und verschlüsselt; Es gibt keine Werbung, keine Datennetzwerke und Zahlungen gehen direkt auf eigene Bankkonten der Künstler. Das Ergebnis ist die Fan-Plattform namens getnext.
Dort betreibt auch Joachim Witt sein oben beschriebenes Angebot für die Fans. Auf seinem Profil unter getnext.to/JoachimWitt gibt er den bei ihm registrierten Fans verschiedene Möglichkeiten sein Schaffen direkt zu unterstützen. Witt greift Zutaten des Patreon-Konzepts auf, die auch getnext technisch sauber und nach hiesigem Recht abbilden kann. Neben der einmaligen Unterstützung des Albums bietet er den Fans Abonnements für den kontinuierlichen und nachhaltigen Support an.
Die von Witt frei definierten Abo-Pakete (sogenannte "Rewards") reichen dabei von 3 bis zu 50 Euro mit entsprechend gestaffelten Leistungen für die Fans. Das kleinste Paket bietet “Zugang zu Fotos und Videos, Neuigkeiten und exklusiven Informationen”. Das größte Paket beinhaltet alle Vorteile der kleineren Pakete und bietet zudem einen persönlichen Brief, Treffen und Gelegenheiten bei der Arbeit hinter die Kulissen blicken zu können.
Das Musik-Urgestein setzt damit im Sinne unabhängiger Selbstvermarktung erneut auf Innovation. Er beweist so, dass er für einzelne Alben wie auch für sein gesamtes Wirken kontinuierlich auf die Loyalität seiner Fans bauen kann. Für Fans entsteht so eine neue Ebene an dem Wirken von Joachim Witt als Unterstützer nachhaltig teilzuhaben.
Joachim Witt selbst sagt: “"Die Aktionen auf getnext machen allen Beteiligten Freude und sind dabei nachhaltig. Ich kann Inhalte anders und neu verwerten und die Fans danken es mir. Für mich ist es ein weiterer Baustein, um unabhängig arbeiten zu können. Eine direktere Unterstützung meines Schaffens und meiner Musik gibt es nicht. "
Die neuen Abo-Angeboten werden von den Fans gut angenommen, wie eine begleitende Umfrage zur kürzlich abgeschlossenen Album-Finanzierung von “Rübezahls Rückkehr” bestätigt. 78% der aktiven Fans begrüßen es, wenn der “Künstler seinen Fans Abos für exklusive Inhalte anbietet”.
Link zu den Ergebnissen: https://getnext.typeform.com/report/Z5T2F2/upjwcjuo7km4U2so.
Die Fan-Seite von Joachim Witt: de.getnext.to/JoachimWitt